Andrea Maria Schenkel: Tannöd

Der Krimi war wochenlang auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste. Zudem hat er den 1. Preis des Deutschen Krimi Preises 2007 gewonnen. Darüber hinaus ist es der erste Krimi, den Andrea Maria Schenkel veröffentlicht hat. Ein weiterer ungewöhnlicher Aspekt ist der Verlag: Nautilus. Dieser ist eher für sein politisches Buch bekannt. Da erscheinen einige anarchistische Autoren.

Tannöd ist lesenswert, weil spannend. Die Autorin hat ein sehr feines Gespür dafür, die dörflichen Verhältnisse im Nachkriegsdeutschland zu beschreiben. Darin ist ein wesentlicher Grund für den Erfolg des Buches zu sehen. Es geht nicht nur darum einen Mörder zu finden, sondern eine grausame Tat vor dem gesellschaftlichen Hintergrund der damaligen Zeit zu verstehen. Der Leser fragt sich ständig: Wie konnte es dazu kommen?

Die Tat besteht in der Ermordung aller Bewohner eines Einödhofes (eingeschlossen der Kinder). Dieser trägt den Namen Tannöd. Dieser Name ist Programm. Er klingt nach Abgeschiedenheit, dunkler Wald und Öde. Diese Öde - verstanden als eine Menschenleere - entspricht der Entmenschlichung kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, der die beteiligten Personen und die unmenschliche Tat entsprechen.

Ein Grundmotiv des Krimis ist das Verschweigen von Verbrechen. Diese nach dem Faschismus umfangreich vorhandene Vorurteile und Verbrechen werden häufig angedeutet. Dazu dient auch die Erzählweise. Mal bestehen sie aus Mitschriften von Interviews, mal wird dem Täter über die Schulter geschaut. Dabei wird eine bedrückende Enge erzeugt. Dies entspricht den nahen Beziehungen im Dorf, die ständig in eine Fremde umschlagen.

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